Verabschiedung von Marianne Marks und Walter Hahn

Diese zwar vorbereitete ausführliche Version wurde so in der Ratssitzung am 16. Juli 2019, bei der die bisherigen Gemeinderäte verabschiedet und die neuen eingesetzt wurden, nicht gehalten. Nachdem FW und SPD ihre ausgeschiedenen Räte in Kurzform verabschiedet hatten, wäre es unverhältnismäßig gewesen, die nicht mehr zur Wahl angetretenen BNU-Mitglieder in dieser Ausführlichkeit zu verabschieden. Um den von der BNU seit Gründung 1984 verfolgten roten Faden zu verdeutlichen deshalb hier auch der ausführlichere Text.  

Liebe Marianne, lieber Walter,

ihr habt euch entschlossen, zur letzten GRW nicht mehr anzutreten. Deshalb müssen wir euch heute ziehen lassen, wenn auch ganz und gar ungern. Ihr habt unsere Arbeit in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichen Rollen voran getrieben. Dass der Prophet im eigenen Heimatland nichts gilt, dass der Überbringer schlechter Boschaften in früheren Zeiten mitunter nicht nur totgeschwiegen wurde –  ich weiß es nicht, wie weit das euch bei eurem Einstieg in die BNU bewusst gewesen ist. In einer Wahlanzeige an die Adresse der BNU durftet ihr 2004 den Vorwurf lesen, dass die BNU das mühsam ersparte Geld der Holzgerlinger Bürger verbraten wolle. Dabei sehe ich euch beide unterschiedslos als echte Holzgerlinger Lokalpatrioten, die aber gleichzeitig über den Tellerrand hinausblicken können. 

Walter, du bist 1984, kaum zurück aus Papua-Neuguinea, auf der ersten Gemeinde-ratsliste der BNU angetreten. In unserem Programm hieß es damals: „Die Natur is ein heikles und leicht verderbliches Gut.“  

1989 formulierten wir: „Das größte Umweltproblem ist unser riesiger Energieverbrauch mit der drohenden Klimakatastrophe.“ Das war vor 30 Jahren.  

1994 las man in unserem Wahlprogramm: „Wir setzen uns dafür ein, dass Holzgerlingen dem Weltklimaabkommen beitritt.“

1999 hieß es dort: „Der Energieverbrauch ist der Schlüssel zum Umweltschutz. Deshalb wurde für den städtebaulichen Wettbewerb zum neuen Baugebiet  Obere Hülben auf unsere Anregung hin die Energieeinsparung zu einem wichtigen Kriterium erhoben.“

Ab 2004 trat Marianne Marks in der BNU auf den Plan. Die BNU wollte sich  unbe-dingt aus der Abhängigkeit des Energieversorgers ENBW lösen, der zu rund 99 % Strom aus Atom- und Kohlekraft erzeugte. Deshalb warben wir für eigene Stadtwerke oder für den Beitritt zu benachbarten Stadtwerken. Da haben unsere Marianne und die andern BNU – Kandidat*innen am Wahlstand nicht schlecht gestaunt, als ein Bürgermeister ihnen die Leviten gelesen hat wegen solch „revolutionärer“ Gedan-kenspiele. 

In unserem Programm 2004 zitierten wir Klimaforscher: „ … extreme Trockenheit und Hitze im Hochsommer mit entsprechenden Ernteeinbußen, Waldbränden und Problemen in der Stromversorgung; häufigere und wesentlich stärkere Stürme und Orkane; Hochwasser und Überflutungen mit schweren volkswirt- schaftlichen Schäden und schließlich allmähliche Veränderungen in der Vegeta-  tion. Wälder, wie wir sie kennen, wird es dann nicht mehr geben; der Anstieg des Meresspiegels wird sich fortsetzen und immer mehr tieferliegende Länder  (auch Teile Deutschlands) bedrohen.“

2009 haben wir diesen Text wortwörtlich wiederholt und sind fortgefahren: „Diese Prophezeiung ist inzwischen zur allgemeinen Überzeugung geworden und auch jene, die dieses alles nicht wahrhaben wollten … stimmen ihr heute zu! 

Und bei eurer letzten Kandidatur 2014 habt ihr gefordert: „Im Klimaschutz Vorbild werden! Klimakonzept für Holzgerlingen. – Am europäischen Vergleichswettbewerb European Energy Award für klimabewusste Gemeinden nehmen bereits 63 Kommunen teil … Das Verfahren ist ein untrüglicher Gradmesser in Sachen Nachhaltgkeit. Es lässt keinen Platz mehr für Selbsttäuschung und Blendung der Öffentlichkeit über den Zustand der Gemeinde in Sachen Umweltschutz.“

Lieber Walter, du hast deine Mitgift als Weltenbürger in unterschiedlichen Funktio-nen in der Entwicklungspolitik und bei Brot für die Welt in unsere Fraktion und in den Gemeinderat eingebracht. Diese Perspektive ist unverzichtbar in Politik und Gesellschaft. Du hast es uns verklickert, dass wir durch unseren Lebensstil das Leben  in der südlichen Hemisphäre dieser Welt so aus dem Gleichgewicht gebracht haben, dass aus Klimakrisen bereits Klimakriege und Klimafluchten geworden sind. Deine Handschrift hast du in deinen Haushaltsreden hinterlassen. Es war mitunter schwer, und vor allem zuweilen auch zeitraubend, deinen Ausführungen zu folgen. Nach meiner subjektiven Wahrnehmung war es aber mucksmäuschenstill. Wenn das so nicht stimmt, bitte ich in der Nachsitzung um Widerspruch. Dein Engagement für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs mit der Schönbuchbahn, für die PhV-Anlage auf dem Dach der Berkenschule war wie gewohnt konstruktiv. Für 11 Jahre Kompe- tenz als Fraktionsvorsitzender, für 7 Kandidaturen und 30 Jahre Mitarbeit in GR, VA, in weiteren Ausschüssen, in unzähligen Fraktionssitzungen hast du unseren Dank wahrlich verdient. 

Liebe Marianne, du bist aus deinem christlichen Selbstverständnis heraus für den Erhalt der Schöpfung eingetreten. Da gibt es in der christlichen Tradition Geschich-ten, zum Bsp. von Noah, dem  Erbauer der Arche, der als Vater des Artenschutzes gelten kann und von dem wir nur lernen können. Dein persönlicher Stil hat uns über-zeugt, dass man auf das Anspruchsverhalten unserer Tage, was man so alles unbedingt mitmachen und haben muss, um anerkannt zu werden, locker verzichten kann. Dann wird der Blick freier, zum Beispiel auf wirklich Wertvolles: Wie gestalten wir das nächste Pflegeheim für ein aktives und würdiges Leben alter Menschen. Für diesen Anstoß in der Fraktion sind wir dir sehr dankbar. Wir begreifen das als Aufgabe für die neue Fraktion. Für 3 Kandidaturen, 15 Jahre Mitarbeit im GR, TA und weiteren Ausschüssen und viel zu viel Fraktionssitzungen, die allzu oft im Fasanenweg stattgefunden haben, hast du unseren Dank ebenfalls verdient. 

Holzgerlingen, den 16. 07. 2019

Heinz Renz

Kommentare sind geschlossen.